Lieschen-Vogel-Haus vom Verkauf bedroht

Die Bewohner*innen des Lieschen-Vogel-Hauses in Göttingen kämpfen für den Erhalt ihres selbstverwalteten Wohnraums und der Räumlichkeiten des Roten Zentrums.Kürzlich mussten sie erfahren, dass zwei Wohnungen ihrer Hausgemeinschaft über eine Immobilienplattform zum Verkauf angeboten werden. Gegenüber den Eigentümern des Hauses hatten die Bewohner*innen schon seit Jahren den Wunsch bekundet, das Haus nach dem Modell des Mietshäusersyndikats in Gemeinschaftseigentum zu überführen. Nun soll es für einen völlig überhöhten Preis auf dem freien Markt veräußert werden.

Das Lieschen-Vogel-Haus liegt in der Lange-Geismar-Straße 2. Auf drei Wohnetagen können knapp 10 Menschen zusammen leben. In den unteren Stockwerken befindet sich das Rote Zentrum. Hier finden sich Arbeitsräume und Archive von sozialistischen und kommunistischen Parteien sowie von außerparlamentarischen antifaschistischen Initiativen. Alle Bereiche des Hauses sind gemietet und viele alltägliche Aufgaben werden kollektiv und selbstverwaltet übernommen.

Die Bewohner*innen schreiben: „Wir leben gerne an diesem Ort. Es ist unser Zuhause, von hier aus sind wir Teil einer lebendigen und kritischen Stadtgesellschaft. Wir fühlen uns von unmittelbar bevorstehenden Besichtigungsterminen der Maklerfirma mit diesen Kaufinteressent*innen bedroht. Wir haben die Sorge, dass jetzt eine Entwicklung einsetzt, die über Eigenbedarf, Mieterhöhungen oder weiteres Kaputt-Sparen ein Ende des Lieschen-Vogel-Hauses einleitet.“

Anders als im Exposé der Maklerfirma suggeriert, sind die Wohnungen in einem mangelhaften Zustand. Seit über 10 Jahren wurden keine der erforderlichen Sanierungsarbeiten durchgeführt. Notwendige Renovierungen und Reparaturen übernahmen die Bewohner*innen selbst. Im Maklerexposé wurde außerdem der Schriftzug „Rotes Zentrum im Lieschen-Vogel-Haus“ wegretuschiert.

Die Bewohner*innen haben ihren Eigenbedarf gegenüber den Eigentümern erneut deutlich gemacht und haben Ende September 2022 ein realistisches Kaufangebot abgegeben. Nach dem Modell des Mietshäusersyndikats muss ein größerer Anteil des Kaufangebotes über Direktkredite aus einem solidarischen Umfeld finanziert werden. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass das Lieschen-Vogel-Haus dem freien Markt entzogen und in Kollektiveigentum überführt wird! Lasst uns für den langfristigen Erhalt von bezahlbarem Wohnraum kämpfen und die Bewohner*innen darin unterstützen, weiterhin selbstverwaltet, solidarisch und nach ihren Bedürfnissen zusammenleben können.

Die Häuser denen die drin wohnen!

Kontakt zu den Bewohner*innen: lieschen-vogel-haus@posteo.de