Solidarität mit Groner Landstraße 9 a-c !
Am Donnerstag Mittag wurden 700 Menschen, darunter ca. 200 Kinder in der Groner Landstraße 9 a-c ohne Ankündigung von der Stadt unter Quarantäne gestellt und sind ALLE in dem Gebäudekomplex eingesperrt, obwohl ein Großteil (noch) gar nicht mit Corona infiziert ist.
Als wären sie im Knast, müssen sie auf engstem Raum leben und sind vollkommen abhängig von der Versorgung von außen. Alle Spenden von solidarischen Menschen werden von der Polizei kontrolliert und eine Kontaktaufnahme oft unterbunden.
Die Versorgung der Stadt ist katastrophal; es fehlen Masken, Desinfektionsmittel und andere Hygieneprodukte, die Lebensmittelversorgung der Stadt ist überhaupt nicht ausreichend, nicht vollwertig und unangepasst an z.B. Allergien, Vegetarismus oder Kleinkinder.
Eine vergleichbare Situation ist bei nicht von Rassismus Betroffenen und wohlhabenderen Menschen unvorstellbar und hat es während der gesamten Pandemie nicht gegeben. Hier jedoch geht die Polizei mit äußerster Brutalität vor. Während der Kundgebung der Basisdemokratischen Linken am Samstag setzt sie z.B. Unmengen Pfefferspray u.A. gegen Kinder ein und dazu in einem Wohnkomplex in dem eine Lungenkrankheit verbreitet ist. Es ist mehrfach zu Verhaftungen mit fadenscheinigen Begründungen gekommen.
Zudem wurde eine strikte Strafverfolgung gegen widerstände Bewohner*innen angekündigt.Das Handeln von Stadt und Polizei zeigt besonders deutlich die rassistischen und klassistischen Strukturen in Deutschland auf. Und die Medien greifen sie auf und verstärken sie durch widerliche Berichterstattung, die weit weg von der Realität liegt, wie auch schon über das Iduna Zentrum.
Als wäre es nicht ohnehin schon unmenschlich genug, dass Personen gezwungen werden unter solchen Umständen zu leben, verstärkt dieser Umgang mit Corona diese soziale und rassistische Ungerechtigkeit noch.
Deswegen fordern wir:
-Alle, die das wünschen, können während der gesamten Quarantänephase kostenlos in ein Hotel oder Appartment umziehen
-Personen, die kein Corona haben, sollen nicht unter Quarantäne gestellt werden
-Es muss eine außer- familiäre Betreuungsmöglichkeit für Kinder geschaffen werden, die von den etablierten Stellen der Jugendarbeit in Göttingen betreut wird
-Es braucht qualifizierte Personen, die in Fällen von häuslicher und sexueller Gewalt und Konflikten beratend 24/7 zur Verfügung stehen
-Die Einschränkung der Selbstbestimmung, die aktuell durchgeführt wird, ist nicht hinzunehmen. Z.B. können die Personen nicht entscheiden, was sie einkaufen und essen wollen.
-Es darf keinerlei Repressalien geben, z.B. in Zusammenhang mit Aufenthaltsrecht, Drogenkonsum oder Protesten gegen die Maßnahmen
Kommt also zahlreich zur Kundgebung und zeigt eure Solidarität !
Offener Brief zur Situation in der Groner Landstraße 9a-c
Sehr geehrter Herr Köhler, sehr geehrte Frau Broistedt, sehr geehrter Herr Schmetz,
am Donnerstag, den 18. Juni um 11 Uhr haben Sie angeordnet den Gebäudekomplex in der Groner Landstraße 9 a-c komplett unter Quarantäne zu stellen. Insgesamt sind jetzt also 700 Menschen, darunter 200 Kinder durch Polizei, Ordnungsamt und Bauzäune eingesperrt. Unter diesen Menschen sind 102 infiziert, also rund 15%, dennoch können nicht-infizierte Bewohner*innen das Gebäude nicht verlassen. Die Wohnungen sind gerade mal 17 bis 39 qm groß. Sie begründen diese Maßnahmen mit dem Schutz der Bevölkerung. Doch den Bewohner*innen des Gebäudekomplexes messen Sie offenbar nicht soviel Schutzbedürftigkeit zu.
Dass die Situation in Massenunterkünften Infektionsschutz deutlich erschwert, ist seit Wochen klar, und wurde auch schon damals offen thematisiert. Frühzeitig haben wir von Ihnen gefordert, Hotelzimmer für Geflüchtete, Wohnungslose und weitere Personen, die in prekären Verhältnissen leben müssen zu öffnen. Darauf haben Sie nicht reagiert, und jetzt kriegen Sie die Rechnung präsentiert. Die zahlen Sie aber nicht selbst, sondern wälzen sie auf die Bewohner*innen der Groner Landstraße 9a-c ab.
Es reicht! Sie müssen jetzt unverzüglich reagieren und retten, was zu retten ist. Durch das Einsperren der Bewohner*innen riskieren Sie, dass sich das Virus in dem Komplex noch rasanter ausbreitet. Sie können nicht einmal die Versorgung der Bewohner*innen mit Lebensmittel und Hygieneartikeln sicherstellen, und die Göttinger Polizei tut ihr Übriges, in dem sie die Situation weiter hochschaukelt und bestimmen will, welche Lebensmittel ins Gebäude dürfen und welche nicht. Uns sind Fälle bekannt, in denen Personen verboten wurde, Babynahrung abzugeben, da diese in Gläsern abgepackt ist.
Die Polizei hat Kinder mit Pfefferspray angegriffen. Wir stehen eng in Kontakt mit einigen Bewohner*innen, die berichten, dass es dabei viele Verletze gab. Der Polizeipräsident redet über den Wohnkomplex, als sei er ein Gefängnis und die Einwohner*innen Kriminelle. Es werden Personen festgenommen und in der Presse als „Rädelsführer“ dargestellt, die mehrere Sprachen sprechen und vermittelnd tätig werden, um die Kommunikation nach außen zu stören. Am Samstagnachmittag, als Sie Herr Köhler, zum Gaffen am Zaun
standen, ist im Komplex eine Person verstorben, während die Polizei einen Rettungswagen verweigert hat.
standen, ist im Komplex eine Person verstorben, während die Polizei einen Rettungswagen verweigert hat.
Sie wissen genau, dass Ihre Maßnahmen menschenunwürdig sind, und dass Sie das nirgendwo sonst in Göttingen so durchziehen könnten. Hier machen Sie es, und damit zeigen Sie ihr rassistisches und klassistisches Gesicht. Sie haben jetzt noch die Möglichkeit zu reagieren.
Deswegen fordern wir Sie auf:
1. Stellen Sie all den Bewohner*innen, die dies wünschen, eine kostenlose Unterkunft in einem Hotel zur Verfügung!
2. Lassen Sie die Menschen, die nicht infiziert sind, aus der Quarantäne!
3. Sorgen Sie dafür, dass die Bewohner*innen keine Repressionen erfahren, z.B. in Zusammenhang mit Aufenthaltsstatus, Drogenkonsum oder Protesten gegen die Maßnahmen!
4. Stellen Sie Angebote der außer-familiären Kinderbetreuung zur Verfügung!
5. Bieten Sie rund um die Uhr qualifizierte Beratungs- und Betreuungsstellen für Betroffene von sexualisierter und häuslicher Gewalt und bei Konflikten!